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Kranke und behinderte Kaninchen

in Informationen rund ums Kaninchen 17.04.2008 16:34
von kaninchengabi • 4.576 Beiträge

Kranke und behinderte Kaninchen



Viele wissen, dass wir einigen Handycap-Kaninchen ein Zuhause gegeben haben.

Davon sind 14 Kaninchen in der Vergangenheit akut an E.C. erkrankt.

Einige von ihnen halten den Kopf manchmal mehr als 90 Grad schief. Mir wurde in der Vergangenheit oft gesagt, dass ich bescheuert bin, solche kranken Tiere aufzunehmen, es wäre doch viel einfacher ihnen eben mal kurz die Spritze geben zu lassen, ich hätte dann weniger Arbeit und sie müssten nicht leiden. Auch ist es anscheinend in vielen Augen falsche Tierliebe, weil ich sie am Leben lasse.

Einmal wurde mir z.b. gesagt, dass es ihnen doch ganz bestimmt immer schlecht sein müsse, weil der Kopf so schief ist.
Ich frage mich immer wieder, woher nehmen diese Menschen ihr Wissen, es fasziniert mich immer wieder, wie schnell solche Vorurteile und Barrieren entstehen und dass die Menschen sich nicht einmal die Mühe machen (wollen), diese Tiere (und den Menschen der dahinter steht) kennen zulernen um selbst dadurch zu lernen und Barrieren abzubauen.

Unsere kleinen Schiefköpfe wie wir sie liebevoll nennen, haben alle ein glückliches und zufriedenes Leben, soweit es ihre Behinderung zulässt. Sie können nicht geradeaus hoppeln, wie auch, wenn der Kopf schief ist, da geht es nur in Kreisform.
Haltet doch selbst mal eure Köpfe schief und probiert das Laufen aus, dann wisst ihr was ich meine.

Wenn sie zu schnell irgendwohin hoppeln wollen, kann es passieren, dass sie umkippen und kurz anfangen zu rollen, bis sie ihr Gleichgewicht wieder finden.

Ich finde es immer wieder toll, wie diese Tiere ihre Behinderung annehmen und mit ihr völlig unkompliziert leben.

Babybär und Milo z.B. kennen es nicht anderes, beide waren noch sehr klein als diese Krankheit erstmalig aufgetreten ist. Ihre Partnerinnen, die an E.C. erkrankt sind aber unter anderen Auswirkungen leiden, leben mit ihnen viel intensiver und sie haben nach meinen Beobachtungen einen liebevolleren Umgang miteinander.

Das eigentliche Problem bei Behinderungen und dazu zählt auch der Umgang mit einem behinderten Menschen, ist nicht seine Behinderung, sondern dass er/es in den meisten Fällen, von der Umwelt behindert wird.

Darunter verstehe ich, dass eine Behinderung immer noch ein Tabuthema ist und der Mensch am besten nicht damit konfrontiert werden mag.

Wir erleben das tagtäglich, weil mein Mann u.a. eine sichtbare Behinderung hat und Menschen meinen, damit nicht umgehen zu können. Die Gesellschaft möchte Perfektion und alles was da nicht ‚rund’ ist, ist eben nicht ‚normal’.

Auf Grund seiner Erkrankung und den Umgang damit, haben wir von Anfang an gesagt, wir kümmern uns um besondere und kranke Kaninchen, denn diese haben als wir damit anfingen überhaupt keine Lobby gehabt.

Ich freue mich, dass es mittlerweile viele engagierte Menschen gibt, die sich sehr gut um behinderte Kaninchen kümmern.

Gabi Bergs, November 2007

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